Das Wichtigste auf einen Blick
- Wohnungen dominieren den deutschen Verkaufsmarkt gegenüber Häusern. 2022 wurden etwa 271.500 Eigentumswohnungen verkauft im Vergleich zu 253.000 Eigenheimen.
- Während beide Segmente unter der Zinswende leiden, bieten Wohnungen gerade für Erstkäufer entscheidende finanzielle Vorteile und bessere Zugänglichkeit zum Eigentumsmarkt.
Die aktuellen Zahlen sprechen eine klare Sprache
Die neuesten verfügbaren Daten der Gutachterausschüsse für 2022 zeigen ein interessantes Bild des deutschen Immobilienmarkts: Eigentumswohnungen werden häufiger verkauft als Ein- und Zweifamilienhäuser. Mit 271.500 verkauften Eigentumswohnungen gegenüber 253.000 Eigenheimen liegt der Wohnungsmarkt um etwa 7% vor dem Häusermarkt.
Diese Verteilung ist bemerkenswert, da sie eine Verschiebung in den Präferenzen deutscher Immobilienkäufer widerspiegelt. Noch vor wenigen Jahren galt das Eigenheim als der unangefochtene Traum der Deutschen.

Dramatischer Markteinbruch seit 2021
Beide Segmente haben jedoch erheblich unter der Zinswende gelitten. Die Gesamtzahl der Immobilientransaktionen brach 2022 um 16% auf 866.000 ein – der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 2009. Besonders dramatisch: 2021 wurden noch über eine Million Transaktionen gezählt.
Detaillierte Entwicklung bei Eigentumswohnungen:
- Neue Eigentumswohnungen (Erstbezug): Rückgang von 68.300 (2021) auf 38.700 (2022) = -43%
- Gebrauchte Eigentumswohnungen: Rückgang von 234.100 (2021) auf 207.500 (2022) = -11%
- Gesamte Eigentumswohnungen 2022: 271.500 (38.700 + 207.500 + weitere Kategorien)
Bei Ein- und Zweifamilienhäusern:
- Eigenheime gesamt 2022: 253.000 Verkäufe
- Rückgang gegenüber Vorjahr: Ebenfalls deutlich, aber weniger stark als bei Neubau-Wohnungen
Die Krise setzt sich 2023 fort
2023 verschärfte sich die Situation weiter: Die Zahl der Wohnimmobilien-Transaktionen sank um weitere 18% auf nur noch 507.000. Das entspricht einem Umsatzrückgang von 27% auf 152,2 Milliarden Euro. Besonders betroffen waren die Metropolen, wo der Umsatz binnen zwei Jahren um 53% einbrach.
Regionale Unterschiede: Wo Wohnungen besonders gefragt sind

Metropolen bevorzugen Wohnungen
Die Verkaufsdaten zeigen deutliche regionale Präferenzen:
Berlin (2022):
- 17.391 verkaufte Eigentumswohnungen
- 2.416 verkaufte Ein-/Zweifamilienhäuser
- Verhältnis: 7:1 zugunsten der Wohnungen
München (2022):
- 7.773 verkaufte Eigentumswohnungen
- 891 verkaufte Ein-/Zweifamilienhäuser
- Verhältnis: 9:1 zugunsten der Wohnungen
Frankfurt (2023):
- 2.621 verkaufte Eigentumswohnungen
- 448 verkaufte Ein-/Zweifamilienhäuser
- Verhältnis: 6:1 zugunsten der Wohnungen
Diese Zahlen verdeutlichen: In Großstädten dominieren Wohnungsverkäufe massiv. Das liegt nicht nur an der Verfügbarkeit, sondern auch an veränderten Lebensstilen und finanziellen Realitäten.
Warum der Wohnungsmarkt trotz Krise stabiler ist
Während der gesamte Immobilienmarkt unter Druck steht, zeigen sich interessante Unterschiede:
- Neubau-Wohnungen: -43% (besonders hart getroffen)
- Gebrauchte Wohnungen: -11% (moderater Rückgang)
- Baugrundstücke für Häuser: -32% (sehr starker Einbruch)
Der Bestandsmarkt bei Wohnungen erwies sich als deutlich resistenter gegen die Marktverwerfungen als der Neubausektor oder der Baulandmarkt.
Preisentwicklung zeigt Stabilisierungstendenzen
Die aktuellsten Daten für Q4 2024 zeigen erste Stabilisierungszeichen:
- Eigentumswohnungen Deutschland: -0,4% (nahezu stabil)
- Ein-/Zweifamilienhäuser Deutschland: +0,6% (leichter Anstieg)
In den A-Städten entwickeln sich die Preise bereits wieder positiv:
- Berlin: +0,9% für Eigentumswohnungen
- Hamburg: +0,6% für Eigentumswohnungen
- Frankfurt: +0,1% für Eigentumswohnungen
Die entscheidenden Vorteile des Wohnungskaufs
Überblick über Kosten, Standortqualität, Aufwand, Liquidität, Energieeffizienz und laufende Nebenkosten – kompakt visualisiert.
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1. Finanzielle Zugänglichkeit
Q3/2024: Ø Preis ETW 3.136 €/m² vs. Haus 2.780 €/m². Trotz höherem m²-Preis ist die Gesamtinvestition bei Wohnungen meist deutlich niedriger.
Gesamtkosten
ETW ~188–250 T€
Eigenkapital (20%)
ETW 38–50 T€
Der Kostenvorteil ist erheblich: Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Eigentumswohnungen lag Q3 2024 bei 3.136 Euro, während Häuser typischerweise 2.780 Euro/m² kosten. Das klingt zunächst teurer, aber die Gesamtinvestition ist bei Wohnungen deutlich niedriger.
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2. Standortvorteile (Top-Lagen)
Zugang zu zentralen Stadtlagen mit starker Infrastruktur und hoher Wertstabilität.
München 7.273 €/m²
Berlin 5.701 €/m²
Hamburg 6.226 €/m²
🧩
3. Geringerer Verwaltungsaufwand
- Instandhaltung: durch Hausverwaltung koordiniert
- Reparaturen: Kosten werden geteilt
- Versicherungen: über die WEG
- Modernisierung: gemeinsame Beschlüsse
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4. Höhere Liquidität & Flexibilität
- Größerer Käuferkreis (Singles, Paare, kleine Familien)
- Geringere Finanzierungshürden
- Hohe Nachfrage in urbanen Lagen
♻️
5. Bessere Energieeffizienz
- Zentrale, effiziente Heizsysteme
- Kompakte Bauweise = bessere Dämmung
- Niedrigere Pro-Kopf-Nebenkosten
- Leichtere Umsetzung von Maßnahmen
💡
6. Geringere laufende Nebenkosten
- Geteilte Heizkosten
- Hausmeisterservice günstiger als Eigenleistung
- Kein Gartenunterhalt
- Zentral organisierter Winterdienst
Investmentperspektive: Warum Wohnungen zukunftssicher sind
Mietrenditen sprechen für Wohnungen
Die Mietentwicklung in deutschen Städten ist dynamisch:
- Berlin: +8,5% Mietanstieg 2024 (Angebotsmieten)
- Frankfurt: +8,0% Mietanstieg 2024
- Hamburg: +5,4% Mietanstieg 2024
Wohnungen in guten Lagen erzielen oft Mietrenditen von 3-5%, was bei den aktuellen Zinsen attraktiv ist.
Wertstabilität in Krisenzeiten
Die Zahlen zeigen: Gebrauchte Wohnungen waren krisenresistenter als andere Immobiliensegmente:
- Geringster Verkaufsrückgang (-11% vs. -43% bei Neubau)
- Erste Preisstabilisierung bereits sichtbar
- Starke Nachfrage in Ballungszentren hält an
Risiken beim Wohnungskauf nicht ignorieren
Gemeinschaftseigentum bringt Abhängigkeiten
- Beschlussfassung: Abhängigkeit von Eigentümergemeinschaft
- Sanierungskosten: Unvorhergesehene Umlagen möglich
- Nachbarn: Weniger Kontrolle über Wohnumfeld
- Hausgeldzahlungen: Monatliche Zusatzkosten von 2-6 Euro/m²
Wertsteigerungspotenzial begrenzt
Häuser bieten oft bessere Wertsteigerungschancen durch:
- Grundstücksanteil
- Gestaltungsmöglichkeiten
- Alleinige Verfügungsgewalt
Wann ist der Wohnungskauf die richtige Wahl?
✔ Ja zur Eigentumswohnung, wenn …
- Budget unter 300.000 Euro liegt
- Zentrale Stadtlage bevorzugt wird
- Wenig Zeit für Instandhaltung vorhanden ist
- Hohe Flexibilität gewünscht wird
- Erste Immobilie als Kapitalanlage geplant ist
✖ Nein zur Eigentumswohnung, wenn …
- Große Familie mit hohem Platzbedarf
- Gestaltungsfreiheit wichtig sind
- Lärmsensibilität und Wunsch nach Ruhe
- Handwerkliche Eigenleistung erwünscht ist
Fazit:
Der Immobilienkauf ist für viele Menschen mit Unsicherheiten verbunden. Von finanziellen Fragen über rechtliche Stolperfallen bis hin zur Sorge vor Fehlentscheidungen. Eigentumswohnungen erweisen sich dabei häufig als zugängliche und flexible Einstiegsoption in den Markt. Sie punkten mit geringeren Gesamtkosten, zentralen Lagen und einer höheren Liquidität, während Häuser vor allem durch Platz und Gestaltungsfreiheit überzeugen. Entscheidend ist, die individuelle Lebenssituation und langfristige Ziele klar zu berücksichtigen. Mit fundierter Vorbereitung und professioneller Unterstützung wird aus dem Risiko ein planbares Investment in die eigene Zukunft.
Quellen & Datengrundlage
- Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): Immobilienmarktanalyse 2023
- Arbeitskreis der Gutachterausschüsse: Immobilienmarktbericht Deutschland 2023
- ZIA Deutschland: Zahlen, Daten, Fakten Wohnimmobilien, Februar 2025
- GREIX-Index: German Real Estate Index, Q4 2024
- CBRE: Wohnimmobilientransaktionsmarkt Deutschland, Januar 2025
- Statistisches Bundesamt: Baufertigstellungen und Baugenehmigungen, 2024